Ein Bericht von Jessika Westen, WDR-Studio Duisburg
Eine Drohne als Lebensretter.
Die Idee dazu kommt von Günter Huhle und seiner Familie. Der Auslöser war ein traumatisches Erlebnis.
Günter Huhle, Projektleiter EmergencyEye:
»Meine Frau und ich hatten 2016 einen schweren Motorradunfall in der Bretagne, da haben wir selbst 90 Minuten auf die Rettungskräfte warten müssen, weil die uns gesucht haben und infolgedessen haben wir dann in der Familie gebrainstormed was da eigentlich passiert ist. Unser Sohn Viktor war damals 16 Jahre alt und kam auf die Idee dass man uns hätte über das Smartphone orten können.«
In der Familie und mit Freunden und Bekannten wurde die Idee dann immer weiter entwickelt. Ein Erklärvideo, das gemeinsam mit dem Kreis Kleve produziert wurde, veranschaulicht nun das Prinzip.
Jemand hat einen Herzinfarkt, beispielsweise im Wald. Die Familie setzt einen Notruf ab. Die Leitstelle ortet das Handy und schickt neben einem Rettungswagen auch die Drohne mit dem Defibrillator los. Die findet ihren Weg automatisch, wird von dem Operator auf der Leitstelle nur überwacht.
Jörg Brinkmeyer, Drohnen-Hersteller:
»Bis zum Ziel ist er dann gefordert und muss am Ziel gucken wo ist denn mein Patient, stimmen die Daten überhaupt, habe ich die Möglichkeit zu landen oder muss ich den Defi entsprechend abwerfen? Aber das ist eben das, was die Software ausmacht. Ich habe permanent das Video-Live-Bild, so dass ich die Situation vor Ort entsprechend entscheiden kann.«
Hat die Familie den Defibrillator, gibt dieser Anweisungen, was zu tun ist.
Führen Sie abwechselnd 30 Herzdruckmassagen und zwei Beatmungen durch.
Wir sprechen darüber mit Dr. Norbert Beyer, Chefarzt der Kardiologie am St. Antonius Hospital in Kleve. Der hofft, dass die neue Technik bald eingesetzt werden kann.
Dr. Norbert Beyer, Chefarzt Klinik für Kardiologie:
»Tatsächlich zählt da wirklich jede Minute. Man geht davon aus, dass eine irreversible Hirnschädigung nach etwa 3 bis 5 Minuten auftreten kann, d.h. jede Minute ist tatsächlich entscheidend.«
Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Aber für einen regulären Einsatz sind die rechtlichen Bedingungen noch nicht geschaffen. Günter Huhle hofft sehr, dass es bald soweit ist. Bei dem Motorradunfall erlitt seine Frau schwere Verletzungen am Rücken, leidet noch heute unter den Folgen, aber der Unfall war auch ein Neustart.
Günter Huhle:
»Das was wir daraus entwickelt haben, als Familie, als Familienunternehmen, ist für uns auch ein großer Schritt gewesen, aber auch etwas, das uns geholfen hat, das ganze für uns zu verarbeiten.«
Und vielleicht rettet die Idee, die daraus entstanden ist, ja tatsächlich schon bald Leben. Nicht nur im Kreis Kleve.